Thomas R. P. Mielke
„Visionär und kreativer Kopf zwischen den Universen von Werbung,
Science-Fiction und historischen Erzählungen“
Thomas R. P. Mielke wurde am 12. März 1940 in Detmold geboren und wuchs als Sohn eines Pastors im Ostharz und in Rostock auf. Mit 15 Jahren verließ er seine Heimat und zog allein in den Westen. In seiner Jugend arbeitete er unter anderem als Schiffsschmied und Gärtner, bevor er eine Ausbildung zum Fluglotsen absolvierte. Anschließend studierte er an der Hamburger Werbeakademie und arbeitete über drei Jahrzehnte lang in internationalen Werbeagenturen als Texter, Konzeptioner und Creative Director. In dieser Zeit prägte er unvergessliche Werbeslogans, darunter »Berlin tut gut« und »Mach’s mit« für die erste Anti-AIDS-Kampagne. Außerdem trug er während seiner Tätigkeit bei Ferrero in Italien maßgeblich zur Entwicklung des Kinder-Überraschungseis bei.
Trotz seiner erfolgreichen Karriere in der Werbung fand er Zeit für seine Leidenschaft: das Schreiben. Sein Debüt als Autor gab er 1961 mit dem Science-Fiction-Roman »Unternehmen Dämmerung«, den er unter dem Pseudonym Mike Parnell veröffentlichte. Nach ersten Erfolgen als Leihbuchautor arbeitete er über ein Jahrzehnt für den renommierten Zauberkreis-Verlag, wo er an den Serien »Rex Corda« und »Ad Astra« mitwirkte. Gemeinsam mit Rolf W. Liersch entwickelte er die Serie »Die Terranauten«, die sich durch ihre visionäre Behandlung von Themen wie Klimawandel und Globalisierung auszeichnet – Themen, die heute aktueller denn je sind.
Er war einer der wenigen Autoren, die erfolgreich vom Heftroman ins Taschenbuchformat wechselten. In den 1980er Jahren veröffentlichte er zahlreiche Romane, die vielfach ausgezeichnet wurden. Besonders hervorzuheben ist sein Roman »Das Sakriversum«, für den er mit dem Kurd-Laßwitz-Preis geehrt wurde. Seine »Marcus T. Orban«-Romane, die in renommierten Verlagen wie »Das Beste«, »Bastei Lübbe« und Schneekluth nachgedruckt wurden, brachten ihm große Anerkennung ein – eine seltene Ehre für einen Heftromanautor.
1986 erhielt er den Literaturpreis des Science Fiction Club Deutschland e. V. (heute Deutscher Science-Fiction-Preis) für seinen Polit-Thriller »Der Tag, an dem die Mauer brach«. Bemerkenswert ist, dass er bereits 1985 den Fall der Berliner Mauer für das Jahr 1987 vorhersagte – ein Thema, das damals noch als undenkbar galt. Der »Stern« kommentierte damals: »Die Berliner Mauer ist kein Thema – und wird es in den nächsten 25 Jahren auch nicht werden.«
Neben Science-Fiction-Romanen schrieb er auch historische Werke, die weltweit Anerkennung fanden. Seine Romane wie »Gilgamesch. König von Uruk«, »Attila«, »Karl der Große« und »Karl Martell« basieren auf akribischer Recherche und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Sein Roman »Gilgamesch, König von Uruk« wurde 2010 vom Goethe-Institut ins Arabische übersetzt, was den internationalen Erfolg seiner Werke unterstreicht. Diese historischen Romane erreichten hohe Auflagen und gelten bis heute als zeitlose Klassiker.
Mit einem Augenzwinkern spielte er oft auf seine Initialen »R. P.« an, die er scherzhaft als »Reine Phantasie« interpretierte – ein Motto, das seine Vielseitigkeit und Kreativität treffend beschreibt und bei seinen Lesern Anklang fand.
Thomas R. P. Mielke verstarb am 31. August 2020. Mit ihm verlor die deutsche Literaturwelt einen vielseitigen und unverwechselbaren Schriftsteller, der sowohl die Science-Fiction als auch die historische Romanliteratur geprägt hat. Seine Werke beeindrucken durch sorgfältige Recherche, tiefgründige Charaktere und spannende Erzählungen, die auch in Zukunft Leser begeistern werden.
Jörg Weigand würdigte ihn treffend mit den Worten: »Thomas R. P. Mielke ist und bleibt ein ›Big Name‹ der deutschen Science-Fiction.« Uwe Weiher ergänzte: »Thomas R. P. Mielke war ein Phänomen innerhalb der deutschen Science-Fiction-Szene.« Diese Worte verdeutlichen seinen bleibenden Einfluss auf das Genre.
»Mehr war nicht, es war ein ruhiges, beschauliches Leben«
Das stellte Thomas R. P. Mielke in einem seiner letzten Interviews am 16. Juni 2019 mit Martin Stricker fest, der auch einen schönen Nachruf verfasste. Er schreibt auch dazu: Das drückt Thomas‘ Zufriedenheit sehr schön aus, die das ganze Gespräch über zu spüren war. Er war trotz allem Auf und Ab mit sich und seinem Leben im Reinen. Ich hoffe, dass ich das an meinem Lebensende auch sein kann.
Nachruf von Jörg Weigand
Nachruf von Martin Stricker
Nachruf von Marcus O. Mielke
Der Text entstand unter Verwendung einiger Texte zu Thomas R. P. Mielke von Jörg Weigand und Uwe Weiher sowie Beiträgen der Geschwister. Diese wurden teilweise adaptiert und durch eigene Texte ergänzt und erweitert.
In großer Dankbarkeit an einen herzensguten Vater, Freund und Mentor.
Marcus O. Mielke
Foto: Beate Weiler-Pranter/pp/Agentur ProfiPress